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Samstag, 10. Juli 2010

Reisebericht Segelferien - Teil 2

Am 22. dann eben sehr gutes Wetter, der Wind von hinten, dann gehts rasant. Doch ab der Höhe von Marseille brauchen wir dann doch den Motor, ich am Ruder. Das ist doch recht anstrengend, aber v.a. wegen der Konzentration. Die Aufgabe am Ruder ist es nämlich, den Kurs (le cap) zu halten. Wenn man aber nichts am Horizont hat, das man ansteuert, hat man die Augen ständig auf dem Kompass und das ist sehr anstrengend.

Wind von hinten, Krängung (Schräglage), Sicherheitswesen und warm angezogen.

Es macht mehr Spass als es aussieht! Ehrlich!

Hier hatten wir noch ziemlich guten Wind...

Wir kommen langsam zu den eher steilen Felswänden, in denen sich die Buchten, les calanques, verstecken. Von Marseille oder aus Cassis aus fahren da so Boote hin, z.T. mit Glasböden, dann machen die Leute Fotos und die Boote fahren in die nächste Bucht. Das muss ja spannend sein...

In den Buchten kann man nicht überall gleich nah an die Felsen, weil unter der Oberfläche auch noch Steine sind.

Das Ankern erledigt man lieber und besser nicht alleine. Es rechnet jeweils mit der 5fachen Länge an Ankerkette, wie man Wasser unterm Boot hat. Das Gewicht des Ankers und der Kette halten dann das Boot.

Wir ankern in einer dieser herzigen Buchten, das geht auch gut. Nur das Lichten danach nicht: da muss Seebär tauchen, weil der Anker sich verheddert hat.

Am 23. müssen wir zurück nach Marseille (hatten wir ja ausgelassen, nur "dran" vorbeigefahren): Eines unserer Vordersegel hat nen Riss, das muss in der "voilerie" geflickt werden.
Der Liebste und ich haben frisch eingekauft und dann gleich gekocht. Wenn man mal beim Kochen nicht Schräglage hat, muss man das ausnützen ;)
Es gab Trutenschnitzel gefüllt mit getrockneten Zwetschgen und Speck, hinterher ein improvisiertes Tiramisu. Erdbeeren, Mascarpone und Löffelbiscuits.
Wir segeln nach dem Essen wieder los und ankern in einer anderen Bucht.
Seebär kocht, denn F. hat es immer noch nicht geschafft, einen Fisch zu fangen - neu versucht er es mit Brotstückli an den Haken.

Ein Teil von Marseille vom Meer aus in der Abendsonne.

Es ist Vollmond. Und der Liebste und ich beobachteten sogar eine Sternschnuppe! Ich hatte mich dann am nächsten Tag erkundigt, wie lange wohl so ein Wunsch gültig ist - wenn man sich nicht sofort etwas wünscht. Die anderen meinten, das seien "Instant-Wünsche"; gut, wünsch ich mir eh immer das Gleiche ;)

Mit dem iphone aufgenommen... Langzeitaufnahmen sind auf dem Boot eher schwierig, weil das Boot nicht nur schaukelt, sondern sich auch dreht.

Persönlich mache ich Fortschritte, die Handgriffe sind mir bekannt und gehen mir leichter von der Hand. In Frankreich ist es viel leichter, einen Segelschein zu machen. Aber technisch sind sie nicht besser. Ihr einziger Vorteil ist die Sprache: sie wissen, was gemeint ist mit hisse, donne du mou, etc etc.
Aber dank meiner (bestimmt nörgelnden) Fragen an den Liebsten und seine geduldigen Lehrstunden, hatte ich einen theoretischen Vorteil.

Am 25.6. legen wir im Hafen der "Iles Embiez" an. Herzig, aber so eine Rentner-Insel, halt sehr ruhig. Aber sehr schön! Es hat nen kleinen Supermarkt, Bars und Restaurants. Nach dem Besuch eines solchens eines Abends bekommen der Liebste und ich 1 Stunde "Vorsprung", während die anderen noch ein Weilchen dort bleiben ;)
Auf dieser Insel gabs die schönsten Duschen, wie im Hamam! Viel Platz und Licht.

Am 26.6. haben wir eine Zwischenbilanz gemacht, was unsere Wünsche und Lerneinheiten betrifft.
Hinterher gings an eine Zwischenreinigung. Bei den Frühstücksgewohnheiten auch bitter nötig.
Und echt, von Brot haben die Franzosen keine Ahnung! Baguette werden dem Begriff Brot ja nur in den ersten 6 Stunden nach Fertigstellen gerecht, danach sind das nur noch Kompaktpackungen von Panier-Brösmeli.
Sonst hatten wir Pain de Mie, Toastbroat; gut, aber hat halt keinen langen Sättigungsfaktor.
Wir hatten auch komische Brotlaibe, wie fast alles, ohne Salz. Dafür tunkten die Herren Kuchenstücke in ihre Kaffees.
Naja.



Endziel war Porquerolles. Eine Insel im Süden von Toulon. Wir kamen am Samstag Abend an, ankerten. Hinterher machten die Herren einen Ausflug mit dem annex, dem Schlauchboot, ans Land. 
Am Sonntag dann hatten wir alle unseren "freien Tag". F. und M. machten mit dem Seebär eine Extrarunde (und sammelten Meilen für unsere Unterlagen). Zuvor chauffierte F. noch S. und G., den Liebsten und mich ans Ufer, worauf hin sich die anderen beiden für eine Velo-Miete und eine Runde auf der Insel entschieden.
Der Liebste und ich kauften uns erstmal Proviant und spazierten dann in der Hitze zu einem der kleinen Strände.
Die Franzosen des Südens mögen sich einiges gewohnt sein, aber dass die Eltern der Mädchen, die vor uns sonnten und spielten, nur ein bisschen das Gesicht und die Arme eincremten und wie die meisten Leute an diesem Strand keinen Schirm dabei hatten, das erschreckte mich dann schon.
Leider hatten wir so gut wie keinen Schatten und Klo hätte es "nur im Wasser" gehabt. Ich hatte aber zum Ärger des Liebsten meine Badekleider nicht mitgenommen - ich mag das Meerwasser halt einfach nicht an mir dran...

So sieht ein schönes Meer aus! Auf dem Meer riecht es übrigens gar nicht nach Meer, das macht erst der Strand mit all dem Sand, den Steinen und dem angeschwemmten Holz.

Wieder mal was ganz Feines! Klitzekleine frittierte Fischchen, dazu eine Sauce mit Safran. Man isst sie übrigens mit dem Kopf.

Und dieses Büsi lag da im Fenster des Resto, die musste ich einfach knipsen..

In der Zwischenzeit hatten der Seebär und seine minimierte Crew im Hafen anlegen können.
Es stellte sich heraus, dass das Duschen € 1.50 kostet. Unser Schwafli F. meinte, man hätte anderthalb Minuten Zeit.
Unter entsprechendem Zeitdruck duschte ich dann auch. Als die gefühlte Zeit rum war, lief das Wasser immer noch. Es waren dann doch eher 4 Minuten oder so... Männer und Einheiten, tz! ;)


Wir haben zwar Halbzeit gehabt, aber trotzdem fahren wir noch weiter nach Osten. Es reicht nicht ganz bis St.Tropez, aber bis Port Cros. Wieder in einer Bucht geankert, dieses Mal ist es sogar ein Naturschutzgebiet. F. darf also nicht angeln. Die Fische hier sind fast schon zutraulich! Wahnsinnsschwärme von Doraden...
Unsere "Nachbarn": 2 und sogar 3 stöckige Motorboote, mit eigenem Personal...


Am nächsten Tag geht es 8 Stunden zurück, nach Bandol. Ich bin schlecht gelaunt, die Sonne macht mir zu schaffen und ich bleibe fast die ganze Zeit über unter Deck. Ohne Wellengang ist das gut auszuhalten.
Abends gehen wir hafen-nah auswärts essen. Der Liebste und ich sammeln weiter "Gastro-Ideen", wir entdecken hier eine Vorspeisenmischung auf einer Schiefertafel. Schick! Und der in Frühlingsrollenteig frittierte Schafskäse ist mega jammi!

Am Mittwoch, 30.6. verlassen wir mit einiger Verspätung (F. war noch "lädelen", aber der Laden macht erst um 9 auf... *Augenroll*) den Hafen. Ich habe die Zeit genutzt und mir vom Seebär mein Wissen bestätigen lassen. Die Seile sind clever angeordnet: die für die Fock (Segel vorne) sind auf der einen Seite versorgt, die fürs Grosssegel auf der anderen. Es macht nun alles einen Sinn und ich weiss, wie die Teile auf französisch heissen!
Am Nachmittag pausieren wir wieder in einer Calanque, hier waren wir schon mal, bei Vollmond. Eigentlich wollte ich die Daten vom offiziellen Logbuch in meines übertragen, aber ich lege mich zum Liebsten in die Kajüte und wir schlafen.
Um ca 18 Uhr gehts weiter, der Himmel ist leicht bewölkt, es ist nur leicht kühler geworden. Es geht nun nach Marseille und mit an Bord sind weitere 4 Gäste: F. hat tatsächlich 4 Mini-Fischli gefangen. Um es vorwegzunehmen: sie sind tags darauf im Hafen von Marseille Neptun geopfert worden.

In Marseille gibts auch ne witzige Dusche: da MUSS man schnell duschen, nicht weil das Wasser rationalisiert ist, sondern das Licht. Wie so ein alter Küchenwecker. So habe ich mich halt im Dunkeln fertig gewaschen :D

Die Herren haben mit dem allabendlichen Apéro schon begonnen, es fliesst reichlich Rum, mit Zucker und Limetten. Punsch sagen sie dem. Dann folgt der Teil, den ich als nicht-Trinkerin nicht nachvollziehen kann. Sie werden lustig, lallig, lölig (hab ich grad erfunden, heisst, sich wie ein Löli benehmen hihi). Sie machen was komisches zu essen. Wollen dann noch auswärts gehen.
Der Liebste wäre von Anfang an lieber auswärts essen gegangen, aber mittlerweile ist uns beiden der Appetit vergangen. Wir legen uns schlafen und hören noch, wie die andern losziehen.
Am nächsten Morgen ist noch Ruhe als wir aufstehen, es sei spät geworden. Für die einen. Für die anderen ist es früh geworden (6 Uhr)...
Wir haben frei bis um 11.30 Uhr, WIR nutzen die Zeit um zu frühstücken und Marseille anzuschauen.
Es gibt Tee, O-Saft, Viennoiseries (Schoggi-Gipfel) und Spiegelei auf Schinken. Lecker!

Tja, das kommt davon, wenn man nicht genug Küchengeschirr hat. Diese feine Creme war für den Dessert gedacht, musste aber gestürzt werden, weil die Salatschüssel andersweitig gebraucht wurde.. Wir haben sie nicht probiert... vielleicht haben sich die angesäuselten Herren erbarmt.

Dann entdecken wir ein Einkaufszentrum, ich würd gern noch ein paar Schuhe kaufen, aber € 72.- sind mir dann zuviel. ABER: falls ich diese Schuhe hier in der Schweiz finden sollte, werde ich sie kaufen!

Etwas weiter dann der Himmel: ein Bastelladen mit Scrapartikeln!!!! BINGO!
Der Liebste weiss, was sich gehört und bietet mir seine Kreditkarte und eine Stunde für mich allein an :) Aber ich behalte ihn dabei und er seine Karte bei sich. Er "sucht sich" 2 Stempelsets aus, die zeige ich dann noch... ich suche mir auch welche aus und finde noch Stanz Dies.
Ich habe ihm angeboten, dass er "seine" Stempel bei meinen aufbewahren darf. Er bietet mir im Gegenzug an, dass ich sie jederzeit benutzen darf.
:D :D :D
Übrigens habe ich den Liebsten nicht davon abbringen können, unsere beiden Einkäufe zu bezahlen... er ist einfach der Beste.

Angezogen wurde ich durch diese neuen Tapes, immer noch nicht sehr günstig. 
Im Hintergrund viele TOGA-Artikel.

Bei fnac, einem Buch- und Medienladen, entdecke ich 3 ganz tolle Rezeptbücher über französische Guetsli, Kuchen und v.a. macarons. Die MUSS ich einfach haben.

Dann wars auch schon Zeit für die Rückkehr zum Boot. Wir assen zu Mittag und dann gings los, zu unserer letzten Fahrt.
Der Liebste hatte als Kurs-Wunsch angegeben, dass er eine voile de nuit machen möchte, nachts segeln.
Das war jetzt dran. 15 Stunden vor uns. Den Kurs zu halten war jetzt einfach, 270° West.
Nachmittags gibts dann noch einen Lerneinheit darüber, wie man sich nachts orientieren kann.

Der Seebär erklärt die Leuchtmuster von Leuchtürmen.

Bekannterweise gibts in der Schweiz kein Meer und darum wusste ich auch nicht, dass so ein Leuchttum, un phare, nicht einfach leuchtet oder blinkt. Jeder einzelne hat ein eigenes Lichtmuster, das er alle 15 Sekunden wiederholt. Das muss man dann in einem Extrabuch nachlesen.



Zum Znacht gab es dann eine Überraschung, mit der niemand mehr gerechnet hatte: eine Makrele! Frisch aus dem Meer!!! Das schien eher seltsam, da Makrelen eher nicht alleine unterwegs sind und auch nicht so nahe an der Oberfläche schwimmen. Zu diesem Zeitpunkt zeigte die Sonde mehr als 70 Meter an.
F., der die ganze Zeit "fischte", hat allerdings nichts zum Znacht beigetragen: ihn nicht aus dem Meer geholt, der Seebär hat dem Fisch das Genick gebrochen, S. hat ihn ausgenommen und zubereitet. Aber hatte mächtig den Stolz in der Hose, pfff.

Der Nacht-Segel-Plan sah vor, dass ich von 23 Uhr bis Mitternacht la nav', die Navigation, mache. Im Klartext hiess das, la ligne, die Linie zu machen, und sonst dem am Ruder Gesellschaft leisten. Danach hatte ich Schlafpause bis 4 Uhr. Dann Ruder-Dienst, während der Liebste nav' hatte.

Der Seebär hatte entschieden, dass wir auf Motor wechseln, wenn wir weniger als 3 Knoten (1 Seemeile/Stunden = 1,852km/h) machen. Mit dem Motor hätten wir dann 5 Knoten sicher und würden die 70 Seemeilen binnen nützlicher Frist schaffen. Morgens um 4 hatten wir dann bald wieder 9-10 Knoten, aber jetzt noch das Fock hissen, nö.

Da ich keinen Kaffee trinke, hab ich eine andere Koffeinquelle :)


Das Frollein morgens um 4 am Ruder.

Der Seebär weckte dann die anderen, und ich steuerte in den Hafen *stolzdieBrustschwell*. Nach unserem letzten Anlegen dürfen wir alle ausschlafen bis 10, frühstücken aber schon um 9.
Der letzte Tag. Das letzte Frühstück. Dann das grosse Putzen. Alle helfen mit. Alle bis auf Kamerad Schwungrad, der musste zur Post???
Um die Mittagszeit ist er dann auch wieder da, hat ja sooo lange gedauert zu Fuss, *stöhn*
Wir essen auf dem schicken Nachbarsboot zu Mittag, das hat ein Sonnendach zum Aufspannen, wir können später auch noch nen Blick reinwerfen, weil es auch zur Schule gehört: Eeeeeedel! Sogar mit Mikrowelle!!! (Und mit einer ähnlichen Grösse fahren wir dann im Herbst Regatta, hab ich schon gekuckt hihi).

Ich schreib jetzt noch all die Daten aus dem Logbuch ins Logbuch (jetzt bereue ich es, dass ich es immer rausgeschoben hab!), dann signiert und bestätigt Seebär noch allen, was sie bestätigt haben wollen und wir tauschen Emailadressen. Wir verabschieden uns und fahren mit dem Auto wieder Richtung Norden. Heim zu.

Um kurz vor Mitternacht werden wir in Zürich mit einem Feuerwerk begrüsst.
Ja okeeee, es für die Besucher vom Züri-Fest, aber was solls ;)

3 Kommentare:

  1. Fortsetzung der Geschichte: morgens um 6 wirst Du von 2 Heimkehrerinnen vom Zürifescht im Schlaf überrascht *grins*! Wir hofften, dass Ihr noch auf dem Heimweg seid und wir dann bei euch noch eine kleine Runde pennen könnten *grins*. War sicher ein doofes Gefühl, den Schlüssel von aussen an der eigenen Haustüre zu hören *tschuldigung* :-)

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  2. danke für den tollen 2. teil!!!

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  3. Liebe Fifa,
    herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht,
    ich hab ihn mir extra aufgespart um ihn in Ruhe zu genießen. Liebe Grüsse Martina

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